Bezirksräte zu Besuch im „Haus Sinvoll“ in Pocking


Das „Haus Sinnvoll“ in Pocking ist Niederbayerns erste Wohngemeinschaft für schwerstbehinderte Kinder und Jugendliche, die auf Intensivpflege angewiesen sind. Für Kinder also, die ohne medizinische Geräte nicht auskommen und 24-Stunden-Pflege benötigen, meist sogar dauerbeatmet sind. Wie das Leben in der WG abläuft, welches Konzept dahinter steckt und wie sich die Zusammenarbeit mit den Kostenträgern gestaltet, darüber haben sich jetzt vor Ort die CSU-Bezirksräte Cornelia Wasner-Sommer und Josef Heisl informiert – und waren dabei erstaunt, dass Kassen wie die AOK diese Art der Wohnform blockieren.

Wohngemeinschaften zur Intensivpflege von Erwachsenen – die sind nahezu überall zu finden, schon seit längerem. Entsprechende WGs aber für Kinder – davon findet man bundesweit nur eine Handvoll. In Niederbayern suchte man sie bisher sogar vergeblich. Heißt: Alternativen zur häuslichen Pflege eines Kindes, das aus der Klinik entlassen wird, gab es für betroffene Familien in der Region bis dato nicht. Dabei bringt die Betreuung zu Hause die Eltern nicht selten an die Grenzen ihrer Belastbarkeit – sei es, weil sie die Pflege des Kindes allein einfach nicht stemmen können oder weil im schlimmsten Fall überhaupt kein Pflegedienst ausreichend zur Verfügung steht, geschuldet dem Mangel an qualifiziertem Personal. Das Familienleben jedenfalls gerät in solchen Situationen völlig aus den Fugen.

Silvia Hofbauer, die für das „Haus Sinnvoll“ in Pocking verantwortlich zeichnet und seit über zehn Jahren einen außerklinischen Pflegedienst in Reisbach (Landkreis Dingolfing-Landau) betreibt, kennt das zur Genüge. Ende letzten Jahres eröffnete sie deshalb die neue Kinder-WG, abgesegnet von der Regierung von Niederbayern. Eine Einrichtung, die die Lücke zwischen Akuttherapie in der Klinik und der Pflege zu Hause schließen soll. Und die Anlaufstelle ist für Eltern, die Hilfe und Unterstützung brauchen – vorübergehend oder dauerhaft.

In der WG werden die Kinder in familiärer Umgebung gepflegt, betreut und pädagogisch gefördert. Kinder, die von Geburt an, aufgrund einer Krankheit oder eines Unfalls eine Betreuung rund um die Uhr brauchen. Viele Fachstellen sind dabei in das Konzept eingebunden: die Regierung von Niederbayern als Heimaufsicht, Kinderklinik, Ärzte, Therapeuten, Palliativ-Teams, Jugendamt sowie u.a. auch der Bezirk, der die heilpädagogische Arbeit finanziert. Alles zielt darauf ab, den Kindern ein altersgerechtes Umfeld zu bieten, sie an alltäglichen Aktivitäten teilhaben zu lassen und die kindgerechte Entwicklung zu fördern. Dafür stehen in der Intensivkinder-WG insgesamt sechs Plätze zu Verfügung.

 Als – im wahrsten Sinne des Wortes – „sinnvoll und notwendig“ bezeichneten Cornelia Wasner-Sommer und Josef Heisl, der auch Mitglied im Sozialhilfeausschuss des Bezirkstags ist, diese Einrichtung in Pocking. Umso mehr waren sie verwundert, dass es seitens der AOK keine Unterstützung für diese Art der Wohnform gibt – anders als bei anderen Krankenkassen und anders als bei den Erwachsenen-WGs. Enttäuschend, so Silvia Hofbauer, sei vor allem, dass vereinbarte Gesprächstermine immer wieder verschoben und abgesagt werden. Etwas, das die Bezirksräte nach ihrem Besuch in der Kinder-WG nicht einfach ad acta legen, sondern an den entscheidenden Stellen zum Thema machen wollen.