Robert Soppart: Gemeinsam gegen den Mangel an Fachkräften und Azubis – Politik und Wirtschaft sind gefordert – Fachgespräch im Firmenareal

Bild: Zu einem Gespräch über die Behebung des Azubi-Mangels trafen sich kompetente Partner aus Wirtschaft und Politik im Betrieb von Innungsobermeister Robert Soppart, v.li. Landrat Raimund Kneidinger, Fabian, Lea und Robert Soppart, Leitender Regierungsdirektor Armin Diewald, Wirtschaftsreferent Roland Gruber, Bürgermeister Georg Hatzesberger und Bezirks- und Kreisrat Josef Heisl jun.. (Foto und Text Heisl)

Im Zuge einer Betriebsbesichtigung erörterten Innungsobermeister Robert Soppart, Landrat Raimund Kneidinger, Bezirksrat Josef Heisl jun., Bürgermeister Georg Hatzesberger, der Amtschef des Landratsamtes, leitender Regierungsdirektor Armin Diewald und Wirtschaftsreferent Roland Gruber die Lage auf dem Lehrlingssektor. Soppart, der von seinen in der Firma mitarbeitenden Kindern Lea und Fabian begleitet wurde, machte deutlich, in welch prekäre Zukunft hier die Gesellschaft hinein schlittere. 

Beim Rundgang durch das Firmenareal zeigte sich, wie erfolgreich Robert Soppart aus einem kleinen Betrieb in einer Garage ein florierendes Unternehmen der ganzheitlichen Gebäudetechnik gemacht hat. „Wir agieren überörtlich und verfolgen mit großer Leidenschaft die Planung und Realisierung ineinandergreifender Energiesysteme“, erläuterte er den Gästen. Sanitär, Elektro, Heizungs-, Klima-, Lüftungs- und Solartechnik werde hier aus einer Hand geplant und umgesetzt. Auf rund 400 qm präsentiere er sein Angebot. Auch das Firmengebäude sei energetisch autark. Mehrere Wärmepumpen, eine große PV-Anlage mit einem leistungsstarken Energiespeicher machen das Gebäude zu einem umweltfreundlichen Objekt mit Vorbildcharakter, meinte Landrat Raimund Kneidinger sichtlich beeindruckt.

Es werde immer schwieriger geeignete Auszubildende zu bekommen, erklärte der Obermeister der Elektro-Innung beim anschließenden Fachgespräch. Auch die Geburtenrate sei lange Zeit gesunken, wodurch beim Personal der Altersdurchschnitt permanent zunehme. In der Vergangenheit habe sich auch gezeigt, dass man aus dem Ausland zwar junge Leute bekommen könne, doch es müsse auch die Arbeitsmentalität stimmen, machte Robert Soppart deutlich. Er habe das ganze Spektrum der Arbeitnehmer aus dem In- und Ausland durchgemacht. Dabei habe sich gezeigt, dass eine uns ähnliche Arbeitsmentalität überwiegend nur im europäischen Ausland anzutreffen sei. So komme beispielsweise Rumänien für derlei Kontakte in Frage, mit dem es bereits eine entsprechende Zusammenarbeit gebe. Soppart schlug vor, man könne einen Verein gründen, die Handwerkskammer wäre da sicher dabei. 

Der Landrat schränkte den Einzugsbereich auf deutsch sprechende Menschen ein, denn die Sprache sei für die Ausbildung und vor allem die Berufsschule von elementarer Bedeutung. Durch das Fortschreiten der Technik würden nämlich die Anforderungen an den Fachhandwerker immer höher. Man müsse etwas tun, so Soppart, denn der Fachkräftemangel werde immer brutaler. Die Technik sei in den Firmen vorhanden, aber es fehle die Ressource Mensch. Dabei gestalte man beispielsweise die Arbeitszeit Arbeitnehmer freundlich, denn man sehe, dass der Lohn nicht das alleine Maßgebliche sei. Er tendiere zunächst zur Bildung eines gemeinsamen Arbeitskreises. 

Der Bezirksrat gab zu bedenken, dass bis 2035 fünf Millionen Fachkräfte fehlen werden. „Wir verlieren unseren Wohlstand, wenn dieses Problem nicht ausgeglichen wird“, heiße es aus dem Munde von Wirtschaftsexperten, ergänzte Josef Heisl. Es werde ein europaweiter Kampf um die Fachkräfte kommen. Deshalb müsse Deutschland sich die jungen Leute holen und zu Facharbeitern ausbilden. Ähnliche Projekte habe bereits der Einzelhandel probiert, die Resonanz sei aber gleich Null gewesen, gab Roland Gruber zu bedenken. Es gebe ja schon das Wirtschaftsforum und weitere Organisationen. Doch es müsse etwas getan werden. Er könne sich vorstellen, dass der Landkreis eine Ausbildungsinitiative starte. Robert Soppart schlug vor, das Problem beim nächsten Treffen der Innungsobermeister zu thematisieren.  

Bürgermeister Georg Hatzesberger forderte eine Lösung, die unsere Region voran bringe. Man könne damit auch die kommunalen Zusammenschlüsse im Rahmen der Integrierten Ländlichen Entwicklung (ILE) einbinden. Er sehe, dass bei uns der Arbeitnehmer immer bequemer werde. Die erste Frage sei oft, wie viele Stunden muss ich arbeiten. Soppart wandte dazu ein, dass die jungen Leute nichts dafür könnten, denn sie seien im Wohlstand aufgewachsen. Leider werbe die Industrie Fachkräfte und potenzielle Azubis ab. Da locken kurze Arbeitszeiten, hohe Löhne und ein 13. oder gar 14. Monatsgehalt. Das könne aber das Handwerk nicht bieten. Es seien auch die Arbeitsbedingungen bei Wind und Wetter im Freien eher abschreckend. 

Er sehe auch ein Problem beim transportierenden Gewerbe kommen, meinte der Bürgermeister. Früher seien viele Wehrdienst Leistende mit einem LKW-Führerschein gekommen. Heute müssen die jungen Leute den enorm teuren Führerschein selbst bezahlen. So macht ihn dann kaum einer. Das werde über kurz oder lang eine Katastrophe. Auch Hatzesberger sprach sich dafür aus, in Bereichen nach Arbeitnehmern zu suchen, die uns in Punkto Mentalität wenigstens ähnlich sind. 

Bezirksrat Josef Heisl sah aber auch noch ein anderes Problem. Bei uns sei der, der nicht studiert habe, nichts mehr wert. An dieser Sichtweise hätten auch die Eltern einen großen Anteil. Dabei gebe es auch in dem dualen System der beruflichen Ausbildung genügend Möglichkeiten der Weiterqualifizierung. „Wir haben keinen Abschluss ohne Anschluss, auch der Mittelschulabschluss oder der Quali eröffnen weitere große Möglichkeiten“, gab der Bezirksrat zu bedenken, der über reiche Erfahrung aus der Wirtschaft verfügt. Es werde noch eine Zeit kommen, da werde man dem Handwerker einen roten Teppich auslegen, prognostizierte Robert Soppart, diesem Mangel müsse jetzt zeitnah gegengesteuert werden. 

Abschließend waren sich die Gesprächspartner einig, hier müsse jetzt gehandelt werden. Neben dem Landkreis und der Stadt Passau müssen weitere Partner wie die Handwerkskammer, die Kreishandwerkerschaft, die Innungsobermeister, die Ausländerbehörden und die Wirtschaftsförderung ins Boot geholt werden. Dazu sei es auch notwendig, die Schulen und die Lehrerschaft zu sensibilisieren und einzubinden. Gruber meinte am Schluss, dass man auch die Wirtschaftsförderung aufstocken könne.