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08.05.2025 | Laura Eigsperger | Freyung

"Jugendarbeit ist präsent – aber sie braucht mehr als Applaus"

CSU-Landtagsabgeordneter Josef Heisl im Gespräch mit dem Kreisjugendring in Freyung.

„Es ist schön, dass ein Landtagsabgeordneter selbst auf die Jugendarbeit zugeht. Normalerweise ist es immer andersherum.“ eröffnete Martin Wagner, Vorsitzender des KJR, das Gespräch. Josef Heisl, der Jugendpolitische Sprecher der CSU-Fraktion entgegnete: „Ich möchte wissen, was vor Ort läuft, wo es brennt – und wo wir als Politik ansetzen müssen. Jugendpolitik darf nicht entstehen, ohne vorher zuzuhören.“ 
 


Foto (Laura Eigsperger): v. l. Martin Wagner, Michaela Pertler, Alina Stockinger, MdL Josef Heisl, Armin Wildfeuer.
 Ein zentrales Thema der Gesprächsrunde war die politische Bildung – insbesondere mit Blick auf das bevorstehende Demokratiefestival des Kreisjugendrings (KJR) am 17. Mai. Die Veranstaltung soll Politik und Unterhaltung auf lebendige Weise verbinden: mit Musik, kreativen Mitmachaktionen sowie Raum für Begegnung und Austausch. „Es gibt keinen besseren Zeitpunkt, um über Demokratie zu sprechen, als jetzt“, betonte Heisl.
Er machte deutlich, dass Demokratie nicht erst bei der Wahl beginne, sondern im Alltag gelebt werde. „Ob beim Fußball oder beim Basketball – auch dort muss ich lernen, wie ich mit einer Mehrheitsentscheidung umgehe.“
 
In diesem Zusammenhang rückten auch die sozialen Netzwerke in den Fokus der Diskussion. Demokratie müsse aktiv erfahrbar sein – nicht nur im Klassenzimmer. Gerade auf Plattformen wie TikTok sei es entscheidend, Haltung zu zeigen und jungen Menschen Orientierung zu geben. „Man muss die jungen Leute dort abholen, wo sie sich zurückziehen – auch im Netz“, erklärte KJR-Vorsitzender Armin Wildfeuer. „Dazu müssen wir auch über den Zugang zu Jugendlichen sprechen, die sich nicht in klassischen Verbandsstrukturen bewegen. Der Zugang ist oft schwierig – es braucht eine Vertrauensbasis, die man nicht auf Knopfdruck herstellen kann.“, machte Geschäftsführerin Michaela Pertler deutlich. Alina Stockinger ergänzte: „Demokratie muss anders vermittelt werden – näher an der Lebensrealität der Jugendlichen.“
 
Dabei verwiesen sie zugleich auf die Herausforderungen digitaler Kommunikation: Der persönliche Kontakt gehe zunehmend verloren. Projekte wie das Online-Streetworking gewinnen daher immer mehr an Bedeutung. 
Einigkeit bestand in der Runde darüber, dass ein respektvoller Umgang miteinander, das Erkennen von Fake News und die Förderung von Medienkompetenz künftig noch stärker in der Jugendarbeit verankert werden müssen. „Die Verfassungsviertelstunde allein reicht nicht“, stellte Heisl klar. „Wir brauchen mehr gelebte Demokratie.“
 
In der offenen Jugendarbeit zeigt sich vielerorts: Es fehlen nicht nur finanzielle Mittel, sondern auch hauptamtliche Kräfte und ehrenamtlicher Nachwuchs – etwa für die Ferienbetreuung oder Kinderfeuerwehr. „Corona hat viele Strukturen zerschlagen, es kommen kaum neue Ehrenamtliche nach. Es sind immer die gleichen, die alles stemmen“, stellte Michaela Pertler fest. 
 
Das verpflichtende Gesellschaftsjahr wurde als große Chance gesehen, junge Menschen für gesellschaftliches Engagement zu gewinnen und den Gemeinschaftssinn zu stärken. „So ein Jahr kann viel bewegen – wenn es richtig gemacht wird“, betonte Martin Wagner „Es braucht eine angemessene Bezahlung, eine professionelle Begleitung mit strukturierten Seminarphasen – und klare Perspektiven. 
„Mit klaren Leitplanken und einer guten Umsetzung kann das Gesellschaftsjahr echten Mehrwert schaffen – für die Jugendlichen und für unsere Gesellschaft“, so Josef Heisl abschließend.