Aktuelles

Zur Übersicht | Drucken

06.05.2024 | Stefanie Starke | Niederbayern/Vilshofen.

MdL Straub: „Wir müssen Zuwanderung als Chance sehen“

CSU-Abgeordnete Heisl und Meyer holen Integrationsbeauftragten der Bayerischen Staatsregierung in die Region – Erfahrungsaustausch mit Syrischem Kulturverein Passau

„Flüchtlinge sind nicht immer nur ein Problem, sondern eine riesen Chance“, eröffnet Klaus Fiedler, Kreisvorsitzender Mittelstands Union in Stadt und Landkreis Passau, die Gesprächsrunde im Restaurant Fathiehs in Vilshofen. Auf Einladung der beiden CSU-Landtagsabgeordneten Josef Heisl und Stefan Meyer ist MdL Karl Straub, der Integrationsbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung nach Vilshofen gekommen, um hier gemeinsam unter dem Thema „Gelungene Integration und ihre Herausforderungen samt Schwierigkeiten – insbesondere auf dem Arbeitsmarkt“ zu diskutieren. 

Foto: Stefanie Starke
Vertreter der Jobcenter in Stadt und Landkreis Passau, der Stadt Vilshofen, der Berufsschule sowie politische Mandatsträger hatten sich eingefunden, um den Erfahrungen, Gedanken und Anliegen der ehemaligen Flüchtlinge im Syrischen Kulturverein Passau e.V., zu folgen. Unter den Gästen auch Nataliya Beißer, Preis-trägerin des niederbayerischen Integrationspreises – die Ukrainerin lebt in Bad Füssing und betreut dort ukrainische Flüchtlinge.
Gastgeber Yamen Hussein ist der erste Vorsitzende des Syrischen Kulturvereins, der derzeit 75 Mitglieder umfasst. Er selbst arbeitet als Altenpfleger in Passau, in seiner Heimat Syrien hatte er Jura studiert. „Über die Hälfte unserer Mitglieder sind Deutsche. Ich bin sehr dankbar für die Unterstützung von der Stadt und dem Landkreis Passau. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass immer versucht wird, Lösungen für ein Problem zu finden. Wir werden immer unterstützt“, nimmt Yamen Hussein vorweg. Seiner Frau Fathieh Ghazal gehört das Restaurant Fathiehs in Vilshofen. „Neben dem Deutschkurs und dem Arbeiten in der Gastronomie habe ich vor drei Jahren eine Ausbildung als Köchin gemacht und zwischenzeitlich mein eigenes Restaurant. Von den Lehrern und weiteren Geschäftspartnern habe ich dabei immer viel Unterstützung erhalten“, gibt sie Einblick in ihren Werdegang seit dem Leben in der Region – die beiden leben zusammen in Fürstenstein im Landkreis Passau. Derzeit ist sie dabei ihren Meister zu machen – „allerdings habe ich den Eindruck, dass es nicht unbedingt gewollt ist, dass Ausländer sich weiterbilden. Hier wird es mir nicht immer leicht gemacht“, schildert sie weiter. 
Ein weiteres Mitglied berichtet von Problemen das lang ersehnte Sprachzertifikat endlich zu erhalten. Mohamad Asaad Akraa geht in seinen Schilderungen wiederum auf das Problem des Familiennachzuges ein. Er selbst ist 29 Jahre, lebt seit nunmehr sieben Jahren hier in der Region – in seiner Heimat hatte er Elektrotechnik studiert. „Die Anträge sind schon lange gestellt, aber geraten immer wieder ins Stocken.“ Dareen Hamed ist per Visum vor 12 Jahren nach Deutsch-land gekommen und hatte in ihrer syrischen Heimat als Lehrerin gearbeitet. „Für meinen Bachelor-Abschluss erhalte ich hier keine Anerkennung. Trotzdem arbeite ich an einer Schule in Ortenburg und unterrichte Deutsch als Zweitsprache. Dort habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht. Alle Menschen haben mir geholfen und waren immer sehr nett.“
Der Integrationsbeauftragte Karl Straub hat sich intensiv mit den Mitgliedern im Syrischen Kulturverein Passau e.V. ausgetauscht. „Ich habe jede Menge Arbeit mitgenommen. Mir ist wichtig zu betonten, dass wir Zuwanderung von Menschen, die hier ihren Beitrag leisten wollen, nicht nur als Herausforderung, sondern vor allem als Chance begreifen müssen“, so Straub, der in seinem kurzen Statement auch die Bedeutung der konsequenten Bekämpfung von Rassismus angesprochen hatte. „Wir müssen jeden Fall ernst nehmen. Rassismus und Anfeindungen jeglicher Art haben bei uns keinen Platz. Es geht nur gemeinsam.“
 
Sprachkurse, Anerkennung, Familiennachzug, eine entsprechende Willkommenskultur – die politischen Hausaufgaben liegen auf der Hand. „Integration ist wichtig und dabei ist die Sprache das ausschlaggebende Element. Die Sprache ist einfach wichtig für den Arbeitsmarkt und natürlich stehen wir hier vor großen Herausforderungen. Wichtig ist, dass wir mit den Menschen sprechen und zuhören, was sie bewegt“, nimmt auch MdL Stefan Meyer dankend die Erfahrungen der ehemaligen Flüchtlinge auf. Sein MdL-Kollege Josef Heisl betont nochmals die wertvolle Integrationsarbeit vor Ort. „In vielen Vereinen, Verbänden und auch in den Betrieben und Arbeitsstätten leisten die Menschen – meist ehrenamtlich – eine wichtige und wertvolle Arbeit. Dafür mein Dankeschön. Ohne das Ehrenamt wäre Integration nicht möglich“, verweist Heisl in diesem Zusammenhang auch auf die Bedeutung und den Stellenwert der Europawahl 2024.  
„Hohen Respekt vor allen Menschen, die vor Jahren zu uns kamen, kein Wort Deutsch konnten und heute einen richtig guten Job machen und nicht nur auf dem Arbeitsmarkt integriert sind“, schließt Klaus Fiedler die Gesprächsrunde in Vilshofen.  
 
Foto (Stefanie Starke): (v. l.) MdL Stefan Meyer, Bezirksrätin Cornelia Wasner-Sommer, der Integrationsbeauftragte MdL Karl Straub, Gastgeber Yamen Hussein (Vorsitzender des Syrischen Kulturvereins Passau e.V.), MdL Josef Heisl und der Kreisvorsitzende der Mittelstandsunion Klaus Fiedler.